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Thomas Mack

Monitoringsystem der ÖBB HHB 265 in Rum in Tirol

Aktualisiert: 24. Nov. 2022


2 HHB 265 eingebaut in der Haltestelle Rum in Tirol


Vor 10 Jahren wurden von SCZ in Zusammenarbeit mit der ÖBB neue Hochleistungshilfsbrücken (abgekürzt HHB) mit unterschiedlichsten Stützweiten entworfen, um diese den neuen Regelwerken (Eurocode) anzupassen. Da es sich um ein sehr leichtes und filigranes System handelt, damit eine Manipulation vor Ort erleichtert wird, sind die Brücken allerdings ab einer Fahrgeschwindigkeit über 120 km/h anfällig auf Resonanz.


Ein Betrieb im Baustellenbereich bis zu 160 km/h war jedoch bereits in der Planung erwünscht. Daher wurden Schwingungstilger (TMD – tuned mass dampers) entwickelt, um etwaigen Resonanzerscheinungen entgegenzuwirken. Im ersten Durchgang wurde die HHB 265 (benannt nach der Gesamtlänge von 26,5 m) von den Mitarbeitern des ÖBB-Brückenwerks in St. Pölten – Wörth hergestellt und mit den neuen Schwingungstilgern versehen. Im Anschluss wurde ein mehrtägiges Testprogramm mit Shaker der AIT durchgeführt.


Nach einem weiteren Testlauf auf der Westbahnstrecke in der Nähe von Vöcklabruck mit reduzierten Fahrgeschwindigkeiten, wurden die Schwingungstilger von Mauer AG in Abstimmung mit SCZ verfeinert und auf alle weiteren Stützweiten ausgelegt.

Im Jahr 2021 wurden 2 HHB 265 für den Umbau der Haltestelle in Rum in Tirol eingebaut. Ab dem Herbst wurden unterschiedlichste Monitoringsysteme für die Brücke (Beschleunigungsmessungen), deren Fundierung (Setzungen und Neigungen) und dem Gleiskörper (Rampenneigung, Verwindung, Blindsutten) installiert. Die Schwierigkeit dabei lag in der langfristigen Beobachtung des Verhaltens und zeitgleich der hochdynamischen Erfassung von Zugsüberfahrten.


Erst unter Belastung können lokale Einsenkungen, sogenannte Blindsutten, erfasst und deren Ausmaß bewertet werden. Somit musste das Monitoringsystem auch im Stande sein, das überrollende Rad des Zugs zu erfassen. Zeitglich musste das System allen Witterungsbedingungen standhalten und schnell installiert sein, um den Bahnbetrieb nicht zu strapazieren.


Zwischen April und Juni 2022 konnten dann sukzessive die Fahrgeschwindigkeiten in Nachteinsätzen gesteigert werden. Die Messeinrichtungen waren stabil und es konnten schlussendlich erstmals in Europa Züge mit 160 km/h unter laufender Überwachung über Hilfsbrücken fahren. Das war durch die Zusammenarbeit vieler Abteilungen der ÖBB und externer Firmen möglich.


Die Gleisüberwachung wurde über die Systeme von Railmonitor aus Dänemark verwirklicht, welche sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet aufweisen. Die Langzeitüberwachung erfolgte durch Neigungsmessungen und die Blindsuttenüberwachung mittels Beschleunigungssensoren. Die Darstellung im Internet erfolgte automatisiert als Punktwolke oder in 3D, je nach Erfordernis. Die Grenzwerte des Oberbaus wurden zur Sicherheit nochmals stark herabgesetzt und wurden zu keinem Zeitpunkt erreicht, da die Gleislage vorab perfekt vorbereitet war.


Die Brückenüberwachung erfolgte mithilfe von Systemen von Position Control und Aplica Advanced, um die Schwingungswerte der Brücke zu beobachten. Als Ergänzung wurde von Trigonos ZT mittels tachymetrischer Vermessung, die relative Messung des Monitoringsystems mit dem absoluten Koordinatensystem verglichen.


Durch die Bündelung des Wissens und der Erfahrungen all dieser Unternehmen und Abteilungen, ist es bei Bedarf zukünftig möglich bis zu 160 km/h in Baustellen zu fahren. Diese Erkenntnisse werden von nun an im ÖBB Regelwerk für Hilfsbrücken verankert. Daher freuen wir uns schon auf zukünftige Innovationen auf diesem Gebiet.


Ein Projekt der ÖBB Infra, mit freundlicher Genehmigung von Herrn DI Hüngsberg.



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